Grün

Nicht Berge, aber Bäume versetzen

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Mehlbeeren sind die Bäume, die derzeit noch den oberen Teil der Kölnstraße Richtung Marktplatz säumen. Im Rahmen der Umgestaltung von Marktplatz und Fußgängerzone im Zuge des InHK müssen diese Bäume nun weichen. Einfach abholzen ist jedoch nicht die Lösung, die die Stadt im Sinn hat, wie Martin Schulz als technischer Beigeordneter erläutert. Vielmehr wolle man alles tun, was möglich sei, um die Bäume zu erhalten sprich umzupflanzen.

Wenn man durch die obere Kölnstraße in Richtung Marktplatz ging, sah man sie: die Mehlbeeren, die diesen Teil der Innenstadt viele Jahre begleitet haben. Ich kenne diese Bäume gut – und weiß, dass viele Jülicherinnen und Jülicher sie genauso schätzten. Deshalb war schnell klar: Wenn wir im Rahmen des InHK den Marktplatz und die Fußgängerzone umgestalten, dann wollen wir nicht einfach abholzen, sondern prüfen, was wir erhalten können.

„Einfach abholzen ist nicht die Lösung, die die Stadt im Sinn hat.“ Das hat mein Kollege Martin Schulz, unser technischer Beigeordneter, treffend gesagt. Und so haben wir einen aufwendigen, aber vielversprechenden Versuch gestartet: Eine der Mehlbeeren wurde vorsichtig aus dem Pflaster herausgeholt – nicht mit Bagger und Axt, sondern mit Sorgfalt und einem großen Gerät, das man fast als Baumstaubsauger bezeichnen könnte. Erdreich wurde gelockert, abgesaugt, Wurzeln freigelegt – vier Stunden Arbeit, viel Fingerspitzengefühl und immer mit der Sorge im Hinterkopf: Was, wenn die Wurzeln sich um Leitungen gelegt haben?

Denn unter der Kölnstraße verlaufen Gas- und Wasserleitungen – und wenn sich ein Baum daran festhält, ist an ein Umpflanzen nicht zu denken. Bei unserem Probelauf hatten wir Glück: Keine Leitung umklammert, keine Schäden – und am Ende stand die Mehlbeere verladen auf einem Lastwagen. Markus Danz vom Bauhof hat gleich verraten, wo sie ein neues Zuhause findet: im „Tiny Forest“ an der Linnicher Straße.

Natürlich wissen wir auch: Das wird nicht mit allen acht Bäumen funktionieren. Einige sind leider bereits geschädigt – Pilzbefall, Rindenrisse – und an ihren roten X auf dem Stamm zu erkennen. Aber wenn es bei einigen gelingt, sie zu retten, dann hat sich der Aufwand gelohnt. Auch, wenn es mehrere tausend Euro kostet.

Ich finde: Diese Geschichte zeigt, wie viel Überlegung und Engagement selbst in vermeintlich kleinen Entscheidungen steckt. Und sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass Stadtentwicklung nicht gegen, sondern mit der Natur funktionieren kann.

Klar ist auch: Die Kölnstraße wird im Rahmen der Umgestaltung neue Bäume bekommen. Und ich hoffe, dass diese dann genauso vielen Menschen ein Stück Vertrautheit geben wie die Mehlbeeren, die uns so lange begleitet haben.

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